Bericht der Bark „Lorenz Hansen" von Schiffer Dillwitz über die Bark "Falke"
Spruch des Seeamts zu Stralsund vom 27. September 1883, betreffend den Seeunfall der Bark „Falke“ von Stralsund. Der Spruch des Seeamts lautet:
daß der Seeunfall, bei welchem die Bark „Falke“ von Stralsund am 25. Mai 1883 auf der Rhede von Pomona Island an der Westküste Afrikas gestrandet und total verloren gegangen ist, durch den außergewöhnlich hohen Seegang verursacht worden ist.
Gründe.
Die im Jahre 1873 zu Damgarten erbaute, zu Stralsund heimathberechtigte Bark „Falke“, Unterscheidungssignal JNPL, von 892,5 cbm = 315,07 britischen Register-Tons Netto Raumgehalt, ist nach einer amtlichen Mittheilung des Kaiserlich deutschen Consulats zu Capstadt am 25. Mai 1883 bei Pomona Island an der Westküste Afrikas mit der gesammten Besatzung untergegangen. Nach Mittheilung des Correspondentrheders des Schiffes, Consul Siebe zu Stralsund, ist die dem Schiffe im Juli 1873 auf 13 Jahre gewährte Veritas – Classe 3/3 A. 1. 1. nach einer größeren Reparatur, bei welcher das Schiff geöffnet und neu gekupfert worden ist, im Dezember 1880 bis zum Juli 1886 bestätigt worden. Die letzte Nachricht von dem Führer des Schiffes, dem Schiffer W. Horst, datirt aus Capstadt vom 3. / 4. Mai 1883, wonach dasselbe bei den Inseln Halifax und Pomona eine Ladung Guano nach dem englischen Canal einnehmen sollte.
Ueber die näheren Umstände des Unfalls giebt nur ein Schreiben des Schiffers H. Dillwitz von der Rostocker Bark „Lorenz Hansen“ an den Correspondentrheder C. Siebe Aufschluß. Der Schiffer Dillwitz hat die Bark „Falke“ in der Tafelbai segelfertig getroffen und ist dieses Schiff von dort mit günstigen Winde am Pfingsttage - 13. Mai 1883 – abgesegelt.
Dillwitz hat dann vom 13. bis 18. Juli bei Pomona Island, welches er als eine steil in tiefes Wasser abfallende Insel schildert, Guano geladen und über die Strandung der Bark „Falke“ von den Inselbewohnern folgendes erfahren: Die Bark „Falke“ sei am 24. Mai 1883 Nachmittags auf Pomona-Rhede angekommen und habe am 25. d. M. Morgens bei gutem Wetter und ruhiger See zu laden angefangen; während des Tages habe die See zugenommen und sei so hoch geworden, daß nach Einnahme von etwa 20 Tons Ladung das weitere Laden habe eingestellt werden müssen. Das Ladungsboot mit vier Eingeborenen sei beim Schiffe geblieben. Bei fortdauernder Windstille habe die See immer mehr zugenommen, so daß der Schiffer Horst den zweiten Anker habe fallen lassen.
Der Seegang sei immer gewaltiger geworden, um das Schiff sei eine förmliche Brandung gewesen und sei schließlich das Schiff vor beiden Ankern dem Lande zugetrieben. Auf dem Schiffe seien alle Segel gesetzt, aber ohne Erfolg, da gar kein Wind aufgekommen sei. Um 5 Uhr Nachmittags sei das Schiff an die Klippe getrieben und vollständig zerschellt. Das Ladeboot mit den vier Insulanern sei mit verunglückt. Von dem Schiffe seien nur 2 Seekarten und einige Rechnungen an Land getrieben. Die Inselbewohner haben dem Schiffer Dillwitz versichert, daß seit Menschengedenken eine so starke Brandung an der Insel nicht wahrgenommen worden sei. Das Seeamt hat kein Bedenken getragen, diese Schilderung des Seeunfalls als wahrheitsgetreu seiner Entscheidung zu Grunde zu legen und als Ursache des Seeunfalls die elementaren Gewalten zu bezeichnen. Bei der herrschenden Windstille und dem Nachgeben der Anker war das Schiff der Gewalt der außergewöhnlich hohen und starken Brandung preisgegeben. Welcher Umstand das Nachgeben der Anker verursacht hat, ob die schlechte Beschaffenheit des Ankergrundes oder ein Bruch der Anker oder Ketten, konnte nicht festgestellt werden.